Über die tiefen Ursachen epileptischer Anfälle, Zuckungen, Tics und Muskelkrämpfe
Die gesündeste Bewegung ist die Bewegung, die aus der Freude am Körper und der Bewegung entspringt.
Doch die Realität sieht meist anders aus. Der Körper treibt uns in Hamsterräder, aus denen wir keinen Ausstieg sehen. Er treibt uns aufs Sofa, um endlich mal Ruhe zu bekommen. Mit Zwangsmaßnahmen versuchen wir, den inneren Schweinehund auszutricksen, um es doch ins Fitnessstudio zu schaffen.
Spätestens, wenn es uns erwischt und unser Körper unkontrollierte Bewegungen in aller Öffentlichkeit macht, lohnt es sich dort tiefer zu tauchen und zu verstehen, was uns dort bewegt. Im medizinischen Sprachgebrauch nennt sich das dann epileptischer Anfall, Muskelkrampf oder Tic. Die schulmedizinischen Diagnosen, die diese Symptome enthalten, sind vielfältig. Im Kleinen kennen wir es fast alle, mit der unkontrollierten Zuckung beim Einschlafen, den Augenbewegungen in der Nacht und dem Wadenkrampf.
Damit du meinen Ausführungen leichter folgen kannst, lohnt es sich, vorher den Vortrag über die Naturgesetze anzuhören.
Der Start der Bewegung im Gehirn
Die Muskeln, die wir mit unserem Willen bewegen können, (gestreifte Muskulatur) brauchen für die Bewegung einen eingeschalteten Gehirnschalter im motorischen Rindenfeld der Großhirnrinde. Jeder Muskel hat dort seinen eigenen Bereich:
Bild mit freundlicher Genehmigung von 5bn.de
Den größten Teil des Tages bewegen sich unsere Muskeln vollautomatisch. Das können sie tun, da in den angrenzenden Gehirnbereichen komplexe Bewegungsabfolgen abgespeichert werden. Diese entstehen durch wiederholte Übung. So lernen Kinder laufen, wir Fahhradfahren oder Autofahren, und vieles mehr. Mit jeder freudvollen Bewegung wird die Autobahn für dieses Bewegungsmuster breiter.
Deshalb ist es so schwer, eingeprägte Bewegungen und Denkmuster zu ändern, weil wir dort mit Bewusstsein gegen die eingeprägten automatisierten Muster arbeiten müssen.
Wie wichtig diese automatisierten Muster sind, können Menschen erzählen, die von einer Lähmung betroffen waren, da dort häufig jede Bewegung des entsprechenden Körperteils neu gelernt werden muss.
Unwillkürliches Auslösen bei wahrgenommener Gefahr
Diese Gehirnschalter können nicht nur mit dem Willen gesteuert werden, sondern auch durch andere Überlebensprogramme des Körpers. Dadurch schaffen wir es, in gefährlichen Lebenssituationen ganz schnell wegzulaufen oder schnell zu reagieren.
Da unser Körper ein hervorragendes Katastrophengedächtnis hat, werden diese Überlebensprogramme häufig auch ausgelöst, ohne dass die gefährliche Situation durch unseren rationalen Verstand erkennbar ist.
Typische Beispiele dafür sind:
- Wir bewegen uns ganz schnell, um das Sonderangebot nicht zu verpassen.
- Wir schaffen es, andere Menschen ohne Atempause vollzutexten, damit unsere Meinung gehört wird.
- Wir landen in einer Sport- und Fitnesssucht, weil wir uns in unserem Körper nicht wohlfühlen.
- Wir sind ständig auf Reisen, weil wir uns in unserem Heim nicht geborgen fühlen.
- Wir arbeiten bis zum Umfallen, weil wir Zielen in der Zukunft hinterher jagen.
- Wir sind ständig auf der Suche nach Informationen, nur um nichts zu verpassen.
- Wir laufen von Arzt zu Arzt auf der Suche nach Heilung.
Ich schätze den einen oder anderen Bewegungsdrang kennt jeder von uns 😉
Wenn der Bewegungsdrang blockiert wird
Wir kennen es auch sicher alle, dass es Situationen gibt, wo wir diesen Bewegungsdrang blockieren.
Typischerweise durch soziale Regularien und Bindungen oder weil es 2 Überlebensmechanismen gibt, die in verschiedene Richtungen ziehen. In diesem Moment gewinnt der Drang mit der größten Intensität das Rennen. Was dabei im Gehirn passiert, habe ich bereits hier ausführlich beschrieben.
Wenn der Bewegungsdrang durch eine sehr dramatische Wahrnehmung blockiert wird, kann es dazu führen, dass die Bewegung immer weiter eingeschränkt wird.
Durch die Bewegungseinschränkung und die Beobachtung der damit verbundenen Aktivierung in der motorischen Großhirnrinde, ist die Wahrnehmung im Modell der 5 biologischen Naturgesetze entstanden, dass es bei einer Aktivierung dieses Gehirnbereichs zu einer Bewegungseinschränkung kommt. Diese Wahrnehmung hat einige Widersprüche in der Realität hervorgebracht.
Durch die Einbeziehung der neueren Erkenntnisse der Hirnforschung, die ich hier beschrieben habe, komme ich zu der geänderten Sichtweise. D.h. die Ursache ist weniger in dem Bereich zu suchen, der im Gehirn auffällig ist, sondern in dem Bereich, der im Gehirn eine höhere Priorität erhält und die Bewegung verhindert.
Diese Gehirnschalter, die es verhindern, können in jedem Bereich des Gehirns liegen und auch im Rückenmark und im enterischen Nervensystem, dem so genannten Bauchgehirn. Deshalb ist das Finden des blockierenden Gehirnschalters mit etwas Puzzlearbeit und Bewusstwerdung verbunden, damit das Problem an der Ursache gelöst werden kann.
Typische Beispiele für Blockierungen
- Wir möchten eigentlich unsere Ruhe haben oder uns unseren Projekten widmen, fühlen uns aber gesellschaftlich gezwungen, an einer Feier oder einem Meeting teilzunehmen
- Wir setzen die Wünsche der Mutter oder einer anderen Autoritätsperson um, auch wenn sie unserem inneren Gefühl widersprechen, aus Angst deren Liebe zu verlieren. (Dies wird in der Psychologie double-bind genannt.)
- Das führt dazu, dass wir selbst eingebildete Wünsche umsetzen wollen, die mit der aktuellen Realität nichts zu tun haben, und nur in unserem Kopfkino existieren. Das führt häufig zu Ehekrisen, weil jeder sich mit seinem Kopfkino unterhält, in der der andere nur eine Statistenrolle hat. (Und ewig grüßt das Murmeltier)
- Wir möchten etwas sagen, trauen uns aber nicht zu widersprechen.
- Wir möchten vorwärts gehen und unseren Seelentraum erfüllen, aber unser Körper erinnert sich an die Abwertungen, die Ironie und den Spott von anderen.
- Wir haben uns durch Entscheidungen in eine Situation gebracht, die wir nicht wollen und aus der wir keinen Ausweg sehen.
- Nicht-entfliehen- oder Nicht-mitkommen-können (Beine)
- Nicht-abwehren- oder Nicht-festhalten-können (Arme)
- Nicht-ausweichen-können (Rücken- und Schultermuskulatur)
- Nicht-mehr-aus-noch-ein-wissen (Beine)
- Sich nicht bewegen können
Unwillkürliche Muskelbewegungen in der Ruhe
Noch dramatischer wird es häufig empfunden, wenn die Muskeln in der Ruhe völlig grundlos zu zittern, wackeln und auszuschlagen beginnen. Doch es ist nicht ohne Ursache, denn die obige blockierte Bewegungsenergie wartet nur auf einen ruhigen Moment und freie Gehirnkapazität um sich zu entladen. Die Art der Bewegung verrät dabei, welche Bewegungsenergie vorher blockiert wurde.
Schauen wir uns dafür ein Beispiel aus der Tierwelt an:
Wenn es in der menschlichen Realität immer wieder passiert, und damit z.B. zu einer Epilepsie-Diagnose führt, dann liegt es daran, dass die gefundene Lösung nicht stabil ist, sondern nur eine „Glück gehabt“-Lösung ist.
Ein Beispiel dafür:
Nehmen wir einen rechtshändigen Mann, der zurückhaltend und ruhig ist und seine Meinung schwer gegen als Autorität wahrgenommene Menschen durchsetzen kann. Wenn dieser über strittige Fragen mit dieser „Autoritäts-Person“ redet, werden wir häufig nur Abwertungen, Ironie und Spott wahrnehmen oder für den anderen häufig unerfüllbare Forderungen. Eigene Grenzen zu setzen und die Grenzen anderen zu respektieren, ist dort die Lernaufgabe. Wenn er es nicht schafft, mit seiner Meinung durchzukommen, kann es zu Zuckungen kommen, z.B. der Mundmuskulatur und eine wegstoßende Bewegung des linken Arms.
Die ersten Erfolge werden sichtbar, wenn er es schafft seine Grenzen zu setzen und Nein zu sagen. Da es am Anfang sehr schwierig ist, gegen die alte Blockade durchzukommen, werden diese sich sehr aggressiv anhören und können mit hellem Blut im Stuhl verbunden sein, weil die Energie dafür aus dem Ärgerschalter im linken Revierbereich genommen wird.
Der Gegenspieler: die glatte Muskulatur
Die gestreifte Muskulatur kann Anspannungen nicht über einen langen Zeitraum halten, deshalb muss für diese Prozesse die glatte Muskulatur mit berücksichtigt werden. Diese wird im Mittelhirn gesteuert und führt zu Schutz-Kontraktionen, die Jahrzehnte anhalten können und unbewusst das Leben gestalten.
Über die angespannte Muskulatur wird immer wieder automatisch im Gehirn Bescheid gesagt, dass wir uns in einer gefährlichen Umgebung befinden. Dadurch gibt es die von Traumatas bekannten posttraumatischen Belastungsstörungen. Teufelskreise in der Kommunikation zwischen Kopfhirn und Bauchhirn.
Nutzung der unwillkürlichen Muskelbewegungen in der Traumatherapie
Das Wissen über die automatischen Bewegungen zur Traumalösung wird in verschiedenen Trauma-Therapie-Methoden verwendet.
Jede Nacht löst unser Körper in der REM-Phase des Schlafes über Augenbewegungen die traumatischen Situationen des Tages. Das wird in der EMDR-Technik genutzt.
Einen anderen Ansatz verfolgt die Somatic Experience-Therapie nach Peter Levine. Dort geht es darum, die gespeicherte und eingefrorene Bewegungsenergie zu lösen, so wie es Tiere tun, über ein ganzheitliches Empfinden der Situation.
Ein guter Ansatz für die Selbsthilfe sind die TRE-Übungen (Tension & Trauma Releases Exercises) von Dr. David Berceli.
Wie entsteht ein Krampf?
Wenn die automatische Entspannungsreaktion der Motorik der gestreiften Muskulatur auf starke Selbstbeherrschungsreflexe stößt, kommt es zum Krampf. D.h. die aggressive Energie der Spannungsentladung wird durch die Krieg-Verhinderungs-Reflexe blockiert. Diese hängen mit traumatischen Erinnerungen der Vergangenheit zusammen, die jetzt keine Relevanz mehr brauchen.
Nehmen wir dafür ein Beispiel:
Eine linkshändige Frau hat jahrelang mit einem Partner zusammengelebt, der ihr mit Abwertungen, Ironie und Spott das Leben schwer gemacht hat. Sie hat darauf reagiert, in dem sie „auf Durchzug“ geschaltet hat, d.h. sie ist sitzen geblieben und hat es ertragen, anstatt ihrem natürlichen Reflex, ihn zu treten, umzusetzen. Dadurch ist es zu einer fortschreitenden Lähmung des linken Beines gekommen.
Als sie die Ursache erkannt hat und sich vom Partner getrennt hat, hat sich die Lähmung gelöst. Stattdessen hat sie jetzt immer wieder tetanische Krämpfe vor allem im linken Bein, die sich von den Zehen über die Wade zum Oberschenkel erstrecken. Diese kommen immer in der Entspannung.
D.h. die Motorik möchte die Anspannung automatisch loslassen, aber die Mechanismen, die damals ein Bewegen verhindert haben, sind immer noch aktiv und stoppen die Entladung.
Deshalb lässt sich der Krampf nur über Bewegung oder Dehnung unter Kontrolle bringen. Auffallend ist auch, dass die Beziehung zum Ex-Partner kühl, distanziert und emotionslos wahrgenommen wird. D.h. dort sind die emotionalen Schutzschalter (Kleinhirnkonstellation) noch stark aktiv, die eine Retraumatisierung verhindern wollen.
Woher kommen die Schmerzen?
Die Rhythmik der Motorik der gestreiften Muskulatur und der glatten Muskulatur erklärt nicht die teilweise massiven brennenden Entzündungs-Schmerzen, die damit verbunden sind. Diese Schmerzen kennen wir vom Muskelkater. D.h. wenn wir unsere Muskulatur überanstrengt haben, kommen sie in der Regeneration. Die Muskelanstrengung, also die Versorgung, die Trophik der gestreiften Muskulatur wird im Großhirnmarklager gesteuert.
Diese Gehirnschalter ermöglichen die Anspannung der Muskulatur.
Wenn wir gegen irgendetwas in unserem Leben kämpfen, spannen sich automatisch die Muskeln an.
Wir merken es an den Gedanken, die dann in unserem Kopf zu finden sind (egal ob sie positiv oder negativ sind).Wenn wir nach langer Zeit damit in den Frieden kommen, gibt es Muskelkater.
Meinen Vortrag zu diesem Thema findest du in der Online-Sprechstunde für den Verstand. Nach der Anmeldung kommst du hier direkt zum Vortrag „Schmerzen in Muskeln, Knochen und Gelenken“.
Nehmen wir noch ein Beispiel:
rechtshändige Frau vom Typ starke Frau – „Wo ein Wille ist, ist ein Weg“
Abends beim Bettgehen überlegt sie wie sie ein Gespräch am folgenden Tag führen kann und sammelt Argumente. Die vorgebrachte Art der Argumente im Kopfkino ist sehr autoritär, resolut und Energie geladen. Am nächsten Morgen gibt es starke Schmerzen vor allem in der linken Stirnhälfte. Im Gespräch verwendet sie die Argumente nicht 😉
Der Weg dort raus, ist genau so einzigartig wie jeder einzelne Mensch.
Dort funktionieren keine klugen Ratschläge, da sie nicht die Ressourcen und das Glaubenssystem berücksichtigen, die ein Mensch hat. Wenn du Unterstützung bei deinem ganz persönlichen Weg suchst, bin ich und die anderen Unterstützer des Studiennetzwerks für integrative Medizin gern für dich da.
Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht bei Finde-Wissen.de
Bilder:pixabay, David Münnich